Big Motors – das Planspiel für ganzheitliches Life Cycle Management

Spezifisch ingenieurswissenschaftlich ausgerichtete Planspeile sind selten. Das Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik (IWF) der TU Braunschweig hat daher zusammen mit dem Institut für Medienforschung (IMF) der HBK Braunschweig ein speziell auf den Themenkomplex ganzheitliches Life Cycle Management ausgerichtetes Planspiel entwickelt und führt dies seit 2009 im Rahmen der Lehrveranstaltung „Produkt- und Life-Cycle Management“ mit großem Erfolg durch.
Inzwischen ist aus der ersten Version Efficient Ressource das umfassende und vollständig in die Veranstaltung integrierte Narrativ Big Motors geworden. Die Aufgabe der Studierenden ist es daher nicht mehr, sich an einem bestimmten Planspiel-Tag, sondern über ein ganzes Semester hinweg, mit dem Konzern Big Motors und dessen drohender Insolvenz aufgrund schlechter Produktpolitik und geringer Innovationen zu beschäftigen. Dazu wendet sich Charles Bergström, der CEO von Big Motors, zu Beginn des Semesters an seine „Mitarbeiter“ (die Studierenden) und bittet um deren Mithilfe bei einer strategischen Neuausrichtung von Big Motors.
Die Studierenden können nun ihr Wissen aus der Veranstaltung ganzheitliches LCM einbringen. Beim ganzheitlichen Life Cycle Management wird der komplette Lebensweg eines Produktes betrachtet. Von der Produktidee und Entwicklung über die Herstellung und Nutzung bis zum Recycling. Wenn ein neues Produkt geplant wird, kann beispielsweise von vornherein berücksichtigt werden, wie es später recycelt werden muss. Durch diese ganzheitliche Planung werden Ressourcen und Energie geschont. Damit leistet das Life Cycle Management einen Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung. Also eine Entwicklung bei der die ökologischen, ökonomischen und sozialen Forderungen im Einklang sind. Dabei gilt es sowohl die Bedürfnisse aller Menschen der heutigen Generationen gleichberechtigt zu erfüllen, als auch zukünftigen Generationen alle Möglichkeiten offen zu halten. Dies ist eine ausgesprochen anspruchsvolle Aufgabe, bei der zahlreiche Abhängigkeiten und Wechselwirkungen bedacht werden müssen. Beim ganzheitlichen Life Cycle Management müssen die Studierenden daher lernen, in komplexen dynamischen Systemen zu denken.
Vernetztes Denken kann man sich jedoch nur schwer anlesen – wesentlich besser lernt man es durch gemachte Erfahrungen. Genau diese Möglichkeit soll das Planspiel Big Motors bieten. Hier können die Spieler ihre Ideen und Konzepte des ganzheitlichen Life Cycle Management praktisch ausprobieren. Das Planspiel ist rundenbasiert und wird über einen Zeitraum von sieben bis neun Stunden an einem Tag gespielt. Zentrales Element ist dabei die Ausarbeitung und Umsetzung einer Unternehmensstrategie für den angeschlagenen Konzern Big Motors. Die Spieler entscheiden dabei selbst, ob sie beispielsweise ein Non-Profil-Ökounternehmen oder einen gewinnorientierten Autohersteller aufbauen wollen, welche Technologien sie einsetzen und vieles mehr. In regenmäßigen Meetings stimmen sich die verschiedenen Abteilungen eines Unternehmens dann ab, denn nur im Verbund können die Unternehmensstrategien wirksam werden. Neben Fachwissen ist daher auch Kommunikations- und Teamfähigkeit gefragt, denn trotz der gemeinsamen Strategie stehen die einzelnen Abteilungen untereinander in Konkurrenz um Ressourcen. Zudem gibt das Spiel keinen Entscheidungsprozess vor, sondern überlässt die Aushandlung den Studierenden. Hier wird ein Denken in Netzwerken und relationalen Abhängigkeiten innerhalb des Teams gefordert, um unter Zeitdruck und Ressourcenknappheit effektiv arbeiten zu können. Über den Fortschritt und Erfolg informieren die Unternehmensindizes: Unternehmensgewinn, Ökoeffizienz und Kundenzufriedenheit. Diese Kernelemente werden um vielfältige weitere Optionen ergänzt: So können verschiedene Ereignisse den Spielfluss beeinflussen, ein Bildungszentrum bietet Fachgespräche und zusätzliche Informationen zu Unternehmensstrategien und über Notebooks können die Studierenden weitere Informationen und Statistiken abrufen. Zudem begleiten Mitarbeiter die Studierenden als Berater und geben zusätzliche Rückmeldungen und Hinweise. Ein gemeinsames Debriefing schließt das Planspiel ab.

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