25 Publikationen aus der Judaica Sammlung des Braunschweigischen Landesmuseums frei verfügbar auf LeoPARD

Das Braunschweigische Landesmuseum stellt in Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde Braunschweig und der Universitätsbibliothek 25 Publikationen aus der Judaica Sammlung des Museums frei auf LeoPARD, dem Publikationsserver der TU Braunschweig, zur Verfügung.

Exemplare der Judaica-Sammlung, analog und digital (Bild: H. Peters, TU Braunschweig, 2022)

Durch die Digitalisierung stehen die Bände nun der ganzen Welt offen (Bild: H. Peters, TU Braunschweig, 2022)

Anmerkung der UBlog-Redaktion: Der nachfolgende Text ist der Pressetext des Braunschweigischen Landesmuseums und ist demnach aus deren Sicht verfasst. Die UB bedankt sich für die wundervolle Zusammenarbeit und den tollen Termin in den Depoträumen bei den Kolleg:innen des Museums.

Erstmals können so u.a. zwei handgeschriebenen Gebetsbücher aus dem 18. Jahrhundert der Öffentlichkeit digital präsentiert werden und stehen der Forschung zur Ansicht bereit. Die Manuskripte auf Pergament wurden 1726 bzw. 1741 von Alexander David (1687-1765) beauftragt. Alexander David gilt als Begründer der jüdischen Gemeinde in Braunschweig. Die beiden Bücher, einen Siddur und einen Machsor in zwei Bänden hat er für seine private Synagoge, die sich in seinem Wohnhaus am Kohlmarkt befand, herstellen lassen. Nach seinem Tod hat Alexander David diese drei Bände der jüdischen Gemeinde Braunschweig hinterlassen. Als 1924 der erste Direktor zusammen mit der jüdischen Gemeinde Braunschweig die ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert stammende Hornburger Synagoge nach Braunschweig geholt hatten, bot die jüdische Gemeinde dem Museum den Machsor und den Siddur erstmals als Ausstellungsstücke an. Das Museum hat die Bände sicher verwahrt und seit 1987 wieder ausgestellt. Die Bände sind prächtig illustriert und mit freundlicher Unterstützung der Universitätsbibliothek Braunschweig können diese wunderschönen Kleinkunstwerke nun weltweit genossen werden.

Die Provenienzrecherche zu den restlichen Drucken ist ein kontinuierlicher Prozess am Braunschweigischem Landesmuseum. Die Stücke sind nun in ihrer Gänze inklusiver aller Provenienzmerkmale online einsehbar. Sollte die Öffentlichkeit Hinweise zur Herkunft oder Geschichte der Objekte haben, würden wir uns über eine Kontaktaufnahme mit uns sehr freuen.

Doch wurden für dieses Projekt nicht nur prachtvolle Manuskripte ausgewählt, sondern auch Publikationen von besonderem historischem Wert, denen man diesen im ersten Augenblick nicht ansieht. Die Zeitschrift Unzer Sztyme sieht ganz unscheinbar aus: dünne Hefte aus schlechtem Papier zusammengehalten durch zwei rostige Klammern. Unzer Sztyme wurde hergestellt im Displaced Persons Camp Bergen Belsen. In den Zeitschriften finden sich Berichte ehemaliger KZ-Gefangener, Gedichte, Kurzgeschichten und auch Suchlisten mit denen Menschen aus den Displaced Persons Camps ihre Angehörigen suchen oder auf ihren Aufenthaltsort aufmerksam machen.

„Unzer Sztyme“, ein Zentralorgang der jüdischen Überlebenden in der britischen Zone (Bild: H. Peters, TU Braunschweig, 2022)

Die Exemplare dieser historisch wertvollen Zeitschrift sind rar gesät. Es ist jeweils unvollständige Reihen dieser Zeitschrift neben Braunschweig noch in 9 anderen Bibliotheken Deutschlands nachgewiesen. Da das Urheberrecht auf viele der Artikel und Kunstwerke in Unzer Sztyme wahrscheinlich noch nicht abgelaufen ist, müssen wir Einschränkungen vornehmen, um diese digital zugänglich zu machen. So können diese Digitalisate nur in den Räumen des Museums von Interessierten eingesehen werden.

Historische Publikationen des jüdischen Kulturkreises aus dem Braunschweiger Land sind natürlich ebenfalls Bestandteil dieses Projektes. So haben wir den ersten Teil des Gebetbuches der jüdischen Gemeinde Braunschweigs von 1906 digitalisieren können. Darin befinden sich die die Gebete für die Wochen- und Festtage sowie Sabbate. Einen Einblick in die religiösen Praktiken der jüdischen Schule in Seesen gibt uns das Gesangsbuch dieser Schule aus dem Jahr 1866.

Robert Strötgen (Direktor UB Braunschweig) und Bettina Gierke (Leitung Sammlung BLM) (Bild: H. Peters, TU Braunschweig, 2022)

Die enge Zusammenarbeit zwischen jüdischer Gemeinde Braunschweig, Braunschweigischem Landesmuseum und der Universitätsbibliothek hat es möglich gemacht, diese und weitere Schätze aus den Beständen des Museums zu heben und der Öffentlichkeit zum Genießen, Lernen und Erforschen zugänglich zu machen. Unsere Zusammenarbeit wird sich fortsetzten, sodass wir auch in Zukunft unsere Sammlung umfassender präsentieren können.

Zur Freischaltung der ausgewählten Judaica kamen in den Depoträumen des Braunschweigischen Landesmuseums u.a. Renate Wagner-Redding (Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Braunschweig), Robert Strötgen (Direktor der UB Braunschweig) und Dr. Heike Pöppelmann (Direktorin des Braunschweigischen Landesmuseums) zusammen.

Der Text wurde uns freundlicherweise von Frau Bettina Gierke zur Verfügung gestellt.

Renate Wagner-Redding, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Braunschweigs vor der Judaica-Sammlung im Depot des Braunschweigischen Landesmuseums (Bild: H. Peters, TU Braunschweig, 2022)

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