Der Wolf im Schafspelz: Fake News im digitalen Kosmos

von Ann-Christin Dallinga, Frank Moll-Seiler und Timo Steyer

Wahrscheinlich nutzen Sie die Möglichkeiten des Internets und speziell von Social Media, um sich zu informieren und zu kommunizieren – damit liegen Sie im Trend.

Laut des Atlas der digitalen Welt beträgt die Social Media Nutzung der Deutschen 556.068.342 Stunden pro Monat. Die Fülle an Nachrichten oder Meinungsäußerungen zu aktuellen Themen sowie die direkte Kommunikation sind die Stärken von Social Media. Viele von diesen Beiträgen sind seriös und kompetent und tragen zur Diversität der Meinungen bei. Ein geringerer Anteil ist es jedoch nicht und diese sind umso gefährlicher. Große Ereignisse, wie zum Beispiel die Corona-Pandemie oder die amerikanische Präsidentschaftswahl wirkten zuletzt als ein Multiplikator für seriöse, aber auch für unseriöse und unwahre Beiträge. So wurden Verschwörungstheorien und unbewiesene, kontrafaktische Behauptungen aufgestellt, die durch “Likes” und “Sharen” einen Mantel an falscher Seriosität erhielten. Dabei sind Verschwörungstheorien und Fake News nichts Neues – schon Otto von Bismarck sagte, dass niemals so viel gelogen wird wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd. Der Begriff der “Zeitungsente” ist uns allen geläufig. Im Gegensatz zur vordigitalen Zeit sind heute jedoch Fake News über Social Media sichtbarer geworden und verbreiten sich schneller. Die traditionellen Medien können mit der Geschwindigkeit von Social Media häufig nicht mithalten und Meinungsbildung ist heutzutage auch eine Frage des ersten Posts.
Ein großer Teil der unseriösen Beiträge lässt sich freilich auf den ersten Blick als solche erkennen. Ein kleiner Teil dieser Beiträge greift jedoch auch auf scheinbar wissenschaftliche Erkenntnisse zurück und behauptet von sich wahre Inhalte zu verbreiten. Dabei werden unwahre Behauptungen mit wahren Aussagen gemischt und der Wolf wird so im Schafspelz versteckt.

Es bedarf daher der Kompetenz digitale Informationsquellen korrekt einschätzen und bewerten zu können. Diese Fähigkeit wird mit dem Begriff “Information Literacy” (Informationskompetenz) beschrieben.

Grundlegend ist, wie auch bei gedruckten Quellen, ein kritischer Blick bzw. eine kritische Lektüre der Inhalte. In Zweifelsfällen sollten weitere Informationen zur Bewertung herangezogen werden. Bei Social Media kann ein Blick auf das Autor*inprofil helfen oder indem man sich weitere Beiträge ansieht.

Bei Webseiten existieren dagegen noch weitere Indikatoren für die Bewertung der wissenschaftlichen Qualität. Zum Beispiel verrät ein Blick auf die URL, wem die Webseite zugeordnet werden kann. Ist es eine offizielle Einrichtung oder Institution oder lässt sich das eventuell nicht genau feststellen? Auch ein Blick ins Impressum der Seite kann hier aufschlussreich sein.

Bild: H. Peters / TU Braunschweig 2021

Darüber hinaus sollte man sich fragen, ob das Layout der Webseite seriös wirkt. Haben die dargestellten Inhalte einen aktuellen Bezug oder eine dem Thema angemessene Aktualität? Ist schnell die angesprochene Zielsetzung bzw. die Zielgruppe erfassbar? Sind die Verlinkungen aktuell und auf welche Seiten wird verwiesen? Gibt es eine Kontaktmöglichkeit? Entsprechen die Texte der Webseite einem angemessenen Sprachniveau und sind in einer objektiven Sichtweise verfasst?

Bei seriösen Texten sind immer Quellen angegeben und es lohnt sich, diese Quelle zu prüfen. Zum einem kann so kontrolliert werden, ob alle Inhalte korrekt übernommen wurden und zum anderen lassen sich so vielleicht noch weitere Quellen oder Anreize für sein Thema finden.

Generell gilt: Nur weil etwas frei verfügbar im Internet steht und für jeden auffindbar ist, heißt es nicht, dass die Inhalte wahr sind. Bleiben Sie kritisch aber nicht ängstlich und tragen Sie damit auch zu der inhaltlichen Sicherheit des Internet bei.