Herr Axel Zschippang berichtet für das „Interview“-Format Was Sie schon immer mal loswerden wollten… 275 Jahre Universitätsbibliothek Braunschweig – jetzt oder nie! von seiner Zeit an der UB Braunschweig. Dabei zeigt er auf, dass persönliche Strebsamkeit und gegenseitige Unterstützung im Berufsleben unerlässlich sind.
1. Was waren Ihre Gedanken und Empfindung an Ihrem ersten Arbeitstag in der Universitätsbibliothek Braunschweig?
Mein erster Tag in der UB war der 01.04.1989, und er ist mir noch genau in Erinnerung. Ich war ganz neu in Braunschweig, kannte keinen Menschen; die UB kannte ich nur vom Vorstellungsgespräch bei Professor Brandes. Vorher hatte ich in West-Berlin am Otto-Suhr-Institut in einer eher kleinen Bibliothek gearbeitet, danach für 1 1/2 Jahre in einer kleinen Fachbibliothek für Medizin. Die UB kam mir am Anfang riesig und unübersichtlich vor. Ich wurde von dem inzwischen verstorbenen Dr. Düsterdieck durchs Haus geführt. Danach nahmen sich die beiden, bis heute sehr geschätzten Kolleginnen Ruth Kynaß-Tabbert und Heike Gewohn meiner an und gaben mir das Gefühl willkommen zu sein. Am nächsten Tag ging es schon in die Chemiebibliothek (CB), wo ich die nächsten ca. 20 Dienstjahre verbrachte. Später landete ich, nach Stationen in der Fernleihe und im Lesesaal 3 (LS 3), wieder dort, sodass sich der Kreis schloss. Das Fachgebiet Chemie war mir eher fremd. Anfangs war ich sehr unsicher. Damals gab es viel mehr fachliche Anfragen an der Info als heute. Überhaupt kein Vergleich. Mit vielen Fachbegriffen konnte ich überhaupt nichts anfangen. Wir waren allerdings ein tolles Team. Dr. Leseberg, der Fachreferent für Chemie und mein Chef, hatte sein Zimmer gleich nebenan und stand für Fragen immer zur Verfügung. Wir waren uns als Ex-Berliner sofort sympathisch und haben uns all die Jahre bis zu seiner Pensionierung sehr gut verstanden und ergänzt. Das Gleiche gilt für Barbara Grundmann, meine Vertretung, mit der ich bis heute freundschaftlich verbunden bin.
2. Was war Ihr größtes Erfolgserlebnis?
Es gab viele Erfolgserlebnisse. Besonders ist mir in Erinnerung, dass die Studentenzeitschrift „Chemische Keule“ mich zum sympathischten Mitarbeiter der UB erklärte. Ich habe versucht, besonders ausländischen Studenten über meine Dienstpflicht hinaus behilflich zu sein. Sehr stolz war ich, dass der bei vielen Studenten und Mitarbeitern teils gefürchtete, inzwischen verstorbene Professor Schmutzler, mir bei seinem Abschied von der TU einen Brief schrieb, in dem er meine Hilfsbereitschaft und Kompetenz, die ich inzwischen besaß, lobte und sich bei mir bedankte. Später in der Fernleihe war ich besonders stolz, mit einem Tucholskyforscher eine ansehnliche Zahl von bisher nirgends verzeichneten Tucholskybeiträgen ermittelt zu haben. Für die Jüngeren zur Info: Tucholsky war einer der bedeutendesten Journalisten und Satiriker der Weimarer Republik.
3. Was war Ihre größte Herausforderung und was haben Sie daraus gelernt?
Die größte Herausforderung war für mich als chemischer Laie, die Recherche in den Chemical Abstracts. Später in der gleichnamigen Datenbank. Überhaupt hatte ich während meiner gesamten Dienstzeit Probleme mit der EDV, die in meiner Ausbildung Anfang der 80er Jahre noch in den Kinderschuhen steckte und mit der ich mich immer schwertat. Gelernt habe ich daraus, dass ich fast alles lernen kann, auch wenn es schwerfällt. Besonders, wenn mir die richtigen Leute helfen. Hier sei besonders Anne Talk genannt, mit der ich in der CB eine gute Zeit verbrachte, und der keine Frage meinerseits zu blöd war.
4. Falls Sie etwas an der Universitätsbibliothek ändern könnten, was wäre dies und weshalb?
Da ich schon über ein Jahr nicht mehr an der UB bin, möchte ich mich dazu nicht mehr äußern.
5. Gibt es Kolleginnen oder Kollegen, die Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben sind?
Neben den schon angesprochenen Kolleginnen und Kollegen in der CB, würde ich noch gern unsere damalige Teamleiterin Nicole Gaschler in der Fernleihe erwähnen. Falls Du das liest, Du hast einen tollen Job gemacht und mir immer zur Seite gestanden, wenn ich an der Technik gescheitert bin. Da gab es auch Leute mit weniger Verständnis. Auch Frau Dr. Nagel, meine Chefin im LS 3, wo ich sehr gern war, soll nicht vergessen werden. Ebenso mein Kollege André Kuhn im LS 3. Wir haben uns, gerade weil wir so verschieden waren, gut ergänzt und repektiert.
6. Was waren Ihre Gedanken und Empfindungen an Ihrem letzten Arbeitstag in der Universitätsbibliothek Braunschweig?
Meine Kollegen haben mir einen ganz tollen Abschied bereitet. Dafür sei Christian Knoop, meinem letzten Abteilungsleiter, sehr gedankt. Meine Tätigkeit in den letzten Monaten meines Arbeitslebens war nicht sehr befriedigend, deshalb fiel mir der Abschied nicht so schwer. Außerdem hatte ich vor kurzer Zeit geheiratet und es wartete ein Umzug und neue Herausforderungen auf mich.