Als Beitrag zu dem „Interview“-Format Was Sie schon immer mal loswerden wollten… 275 Jahre Universitätsbibliothek Braunschweig – jetzt oder nie! hat Herr Bernhard Eversberg mit großer Mühe seinen breitgefächerten Erfahrungsschatz in Textform gebracht. Aufgrund des Ausmaßes und der Tiefe von Herrn Eversbergs Elaborat wird in diesem Fall von der übliche Einordnung zu den einzelnen „Interview“-Fragen abgesehen. Hier steht der Bericht über eine bewegte Zeit an und mit der UB Braunschweig im Fokus.
40 Jahre an der UB Braunschweig
Lasset uns am Alten,
so es gut ist, halten,
aber auf dem alten Grund
Neues wirken jede Stund.
– Gottfried Keller
40 Jahre (1975 – 2015) sind eine lange Zeit, in der sich allerhand abspielte. Man könnte noch mehr erzählen, aber die Leser wollen bestimmt nicht alles wissen… Natürlich ist auch nicht mehr alles erinnerlich, was erzählenswert wäre.
Zum Werdegang: Nach Diplomexamen 1972 in Mathematik und Physik an der damals neuen Uni Bochum, und dann Ausbildung zum höheren Bibliotheksdienst in Dortmund und Köln (Examen 1975), Bewerbung in Braunschweig – Der Besuch des Bibliothekartags 1974 hatte mir sofort die Stadt sympathisch gemacht, und auch die alte UB in ihrem Neubau wirkte anziehend. Der Chef in Braunschweig, Prof. Josef Daum, und sein Stellvertreter, Horst Schild, hatten die Chance des Neubaus konsequent genutzt: eine moderne, nutzerfreundliche aber auch für das Personal angenehme Bibliothek zu schaffen. Der Einstieg in die Digitalisierung (so hieß das damals zwar noch nicht) stand aber noch bevor.
Die Neugründungen Bochum, Dortmund, Konstanz u.a. konnten und mussten sich ohne das Erbe und den Ballast von Jahrhunderten mutig in vielbeachtete Neuanfänge stürzen. Aber einer alten, lange gewachsenen Bibliothek in die Neuzeit zu helfen, das schien mir eine noch größere Herausforderung. Außerdem hatte ich sowieso Lust auf Veränderung, auf neue Horizonte, obwohl das Ruhrgebiet viel schöner ist als sein Image.
Das allererste Erfolgserlebnis kam gleich bei Dienstantritt! Denn virtuell war ich vorher schon angekommen in Braunschweig: Die von mir erstellte „Dortmunder Systematik für Mathematik“ (Übersetzung eines neuen Entwurfs aus dem Englischen) war übernommen worden – der Kollege Dr. Johannes Krause (80!), ein beliebtes Original alter Schule, nach dem Krieg aus Breslau zugewandert, hatte das Ding entdeckt und sofort das total veraltete DK-Kapitel 51 Mathematics ausgemustert.
Später hat die Abschaffung des Zettelkatalogs die Systematik obsolet gemacht – Verbale Sacherschließung wurde die gängige Ideologie. Das Ur-Erlebnis mit Google hat dann den Rest erledigt – was DK war, weiß keiner mehr, und auch alphabetische Register benutzen kann kaum noch wer – die neueren Kataloge (Discovery systems) haben auch gar keine, anscheinend ist so etwas jetzt verpönt. „Alphabetische Katalogisierung“ galt noch in meiner Ausbildung als „Königsdisziplin“ der Bibliotheksarbeit. Leitende Direktoren erarbeiteten die RAK! RDA plus MARC ist aber nicht einfacher als RAK.
Fachreferent wurde ich für Mathematik und Physik, in den letzten Jahren auch für Musik und Philosophie – Mathematik übernahm dann Kollege und Mathematiker Dr. Dieter Leseberg, auch Chef der Chemiebibliothek.
Das „Ankommen“ an der Bibliothek und in der Stadt ging schnell. Jahrelang ging ich mittags mit Traute Tschirschwitz und Peter Düsterdieck (beide viel zu früh verstorben) in die sogenannte „Teppichmensa“. Das war ein separater Saal, dem TU-Personal vorbehalten, mit Teppichboden und Menü „à la carte“, später irgendwann abgeschafft.
Ein ehrgeiziges DV-Konzept hatten die Braunschweiger 1975 zwar schon, aber die erforderlichen personellen und technischen Ressourcen noch nicht. Mit erarbeitet hatte das Konzept Horst Schild, der damalige Vize-Direktor, der dann vertrauensvoll das gesamte DV-Wesen in meine Hände legte und sich stets um gute Rahmenbedingungen bemühte. Er wurde später Direktor der Bibliothek der neuen TU Hamburg. Nachfolger wurde Peter Düsterdieck, später Jochen Zerbst, dann Beate Nagel. Mit allen konnte man viel erreichen.
Erst 1990 entsandte das Ministerium eine 7-köpfige Gruppe, zu der auch ich gehörte, in die Niederlande, um die Tauglichkeit des Pica-Verbundsystems für Niedersachsen zu erkunden. Autonome, einzelne lokale Gesamtsysteme waren damit vom Tisch. Der Verbundgedanke dominierte alles, nicht nur in Niedersachsen – mit dem OCLC als großem Vorbild.
1975 aber musste man lokal ganz klein anfangen mit eigenem Programmieren auf dem Großrechner des Rechenzentrums, mit Lochkarten und -streifen.
Die ersten Erfolgserlebnisse mit eigener Programmierung: Ich lernte zuerst die Sprache COBOL und brachte kleinere Sachen zuwege, vor allem ein Kurztitel-Verzeichnis der laufenden Zeitschriften in der UB und den Instituten. Das war schon lange das größte Desiderat gewesen. Es war aber ein umständliches Offline-Verfahren, weit entfernt von allem was wir heute kennen. Die Lesesaal-Systematik und auch die Liste der Lehrbuchsammlung konnte ich in ähnlicher Weise endlich brauchbar und aktualisiert ausdrucken. Etwas später wurde mir ein Terminal vom Rechenzentrum spendiert. Damit konnte ich komfortabler Daten eingeben und Programme starten – vorher musste ich das mit einem Fernschreiber auf Lochstreifen machen und die dann zum Rechenzentrum bringen zum Einlesen, Verarbeiten und Ausdrucken. Das Terminal teilte ich mir später einige Zeit mit Heike Gewohn, die damit die Daten der laufenden Zeitschriften in die ZDB einbringen konnte. Später, mit Pica, brauchte man das TU-Rechenzentrum dann gar nicht mehr.
Programmierung auf dem Großrechner des RZ war sowieso bald unnötig, denn der Computer wurde zum Hobby- und Haushaltsgerät: Wendepunkt war die Hannover-Messe 1980: sogenannte „Personal Computers“ wurden da vorgestellt. Für gestandene DV-Profis waren das anfangs Spielzeuge. Sie täuschten sich gewaltig. Das Modell CBM 8032 der Firma Commodore ermöglichte erste Versuche und schnelle Erfolge mit der Sprache BASIC: Ich schrieb mir selber ein Textprogramm, sowas gab’s noch nicht, und Schreibmaschine stand einem keine zu als Fachreferent. Einen kleinen sogenannten Nadeldrucker konnte ich aber ergattern.
Dann entstand ein BASIC-Programm zur Offline-Erfassung von Buchdaten, und zwar in dem Göttinger Datenformat des NMN = Niedersächsischen Monographien-Nachweis. Das war noch weit entfernt von den Standards MAB und MARC bzw. RAK und AACR, aber es ermöglichte, was wir zunächst brauchten, sogar mit ein paar Fehlerprüfungen.
Und oh Wunder: Die Firma Commodore wählte Braunschweig als Standort für eine Fabrik mit Entwicklungsabteilung, um hier genau den CBM 8032 für den europäischen Markt zu produzieren. Kontakte wurden geknüpft und wir konnten etliche Geräte günstig erwerben.
Die Daten wurden auf Magnetband-Audio-Kassetten aufgezeichnet und dann alle paar Tage per Telefon-Modem über das Rechenzentrum der TU an ein System in Göttingen übermittelt. Dort wurden Katalogzettel ausgedruckt, per Bücherwagen nach Braunschweig mitgebracht und da in den Zettelkatalog eingeordnet.
Einige Jahre ging das so. Am Anfang gab es Skepsis, aber ich setzte mich mit jedem und jeder hin und brachte allen individuell die Erfassungsarbeit bei, dann klappte das und jede(r) bemühte sich um gute Ergebnisse. Eine ältere Mitarbeiterin konnte damals mit einem 8032 schon „Home-Office“ machen und brachte wöchentlich ihre Kassette und die erfassten Bücher zurück zur UB.
Eine enorme allegro-Eigendynamik begann: Ich erweiterte die Fähigkeiten des Systems, dabei half sogar ein Schüler-Praktikant. Es wurde möglich, mit dem dann „allegro“ genannten Programm sofort Katalogkarten auszudrucken. Dadurch konnten kleine Bibliotheken erstmals damit ihre Katalogisierung revolutionieren, nur „online“ war’s noch nicht. Auf dem Bibliothekartag in Regensburg 1981 durfte ich das vorstellen. Der damalige Direktor Josef Daum, stets offen für Neuerungen, nahm mich in seinem Auto samt Computer mit nach Regensburg. Erste Nachnutzer übernahmen es bald. Eine Firma brachte einen brauchbaren Drucker heraus und Endlos-Kartenpapier im Bibliotheks-Katalogkartenformat.
1983 eroberte IBM mit dem IBM-PC die Marktführerschaft für Mikrocomputer. Ein gewisser Bill Gates gründete Microsoft und definierte den Standard „MS-DOS“ für das PC-Betriebssystem. Sogar in Windows ist es heute noch vorhanden in der sogenannten „Eingabeaufforderung“, auch „DOS-Fenster“ genannt. Die Programme musste man dafür ganz neu schreiben und zwar in der Sprache C. Das gelang, die alten Programme weit übertreffend, und ist noch heute im Kern des Systems vorhanden. Die nächsten Jahre vergingen mit Erweiterungen für Erwerbungs- und Ausleihfunktionen sowie Entwicklung einer eigenen Skriptsprache namens FLEX. Damit wurden dann alle höheren Funktionen programmiert.
1987 wurde mir von der USIA (U.S. Information Agency) eine große 4-wöchige Rundreise durch die USA gesponsert um etliche amerikanische Bibliotheken zu besuchen und deren Methoden, Systeme und Standards kennenzulernen. Ein Highlight war die Geburtstagsfeier „20 Jahre MARC“ in San Francisco. Die Erfinderin, Henriette Avram, schnitt eine Geburtstagstorte an. Fred Kilgour, der OCLC-Gründer, sagte mir, man solle doch besser auch in Deutschland MARC übernehmen. Ich meinte nur, das könnte wohl vorteilhaft sein… Aber erst viel später wurde es dann gemacht. In der Library of Congress traf ich einen Entwickler an, der ebenfalls auf dem IBM-PC neue Software erstellte. Seine Tips waren sehr wertvoll. Später gab ich in Deutschland etliche Dia-Vorträge über die Erlebnisse auf dieser Reise. (Wer weiß noch, was Dias waren?)
1988, noch vor der „Wende“, konnte ich einmal die Staatsbibliothek in Ost-Berlin besuchen. Der DV-Leiter dort, Dr. Peter Pfeiffer, war schon vorher einmal in Braunschweig gewesen. Er hatte vorgehabt, ein eigenes System zu entwickeln, aber unter UNIX als Betriebssystem. Berichte über „allegro“ machten ihm aber klar, dass dieses schon genau das konnte, was er sich vorgestellt hatte, nur dass es noch nicht unter UNIX lief. Wir entschlossen uns spontan zu freundschaftlicher Kooperation, was unter den damaligen Umständen sehr ungewöhnlich war. Die StaBi hatte ein UNIX-System mit 20 MB Festplatte… Die Firma Robotron hatte einen eigenen, kompatiblen aber klapprigen PC entwickelt. Doch alles änderte sich natürlich im Wende-Jahr 1989. Peter Pfeiffer kam bald danach zu uns nach Braunschweig und arbeitete eine Weile in der UB mit an der Weiterentwicklung und Vollendung der UNIX-Version. Anschließend erhielt er eine feste Anstellung an der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. Die HAB arbeitete mit dem UNIX-allegro, bis man sich dem Pica-Verbund anschließen konnte.
Nach der Wende kam eine wahre Explosion der Erfolge: Die Hochschulbibliotheken der ehem. DDR erhielten alle kostenlos das allegro-System, und viele der dortigen DV-Bediensteten beteiligten sich dann rege am allegro-Mailforum und an den alljährlichen Experten-Tagungen. Große und wachsende allegro-OPACs gab es dann bald in Leipzig, Greifswald und Magdeburg.
Das Mailforum warlange Zeit sehr aktiv und hilfreich, es besteht noch immer. Eingerichtet und betreut wurde es zuerst von einem Anwender (Thomas Berger) und dann übernommen vom Kollegen Matthias Evers auf unserem Server.
In seinen besten Zeiten hatte das System „allegro“ mehr als 1000 Nutzer. Viele davon waren Spezial-, Instituts-, und Kloster-Bibliotheken. Nicht wenige davon arbeiten noch immer damit, mangels bezahlbarer Alternativen. Alle 80 ausländischen Goethe-Institute wurden mit allegro ausgestattet, das besorgte Heinrich Allers, ein guter Freund und „Allegrologe“, der vorher in Oldenburg Fachreferent war, dann nach München zum Goethe-Institut ging. Persönlich reiste ich nach London, Paris, Rom und Warschau, um die dortigen Bibliotheken der Deutschen Historischen Institute des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft auszustatten und das Personal anzulernen.
1991 wurden erstmals alle Benutzer der UB mit dem System konfrontiert: Jahre bevor Pica kam standen viele PCs im Katalogsaal, mit denen man den allegro-Opac benutzen konnte. Das dazu nötige lokale Netz hatte Kollege Evers eingerichtet. Der alphabetische Zettelkatalog hatte für Bücher ab 1981 ausgedient. Kollege Zerbst hat etwas später als stellvertretender Direktor eine große Aktion konzipiert und organisiert: Die Abarbeitung des alphabetischen Zettelkatalogs. Jeder, der es halbwegs konnte, hat mitgemacht, Schublade für Schublade die Titeldaten ins Pica-System einzuspeisen. Nach weniger als einem Jahr war das geschafft. (Eine Schublade konnte ich noch retten und später dem Archiv übergeben.) Der historische Ballast war weg, der Gesamtbestand nun online.
Die Weiterentwicklung von „allegro“ wurde vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst viele Jahre mit zusätzlichen Personalmitteln unterstützt. Dies hat Dietmar Brandes immer wieder in beharrlichen Verhandlungen erreicht. Von 1990 bis 2006 konnten wir 8 fähige Programmierer zeitweise einstellen, die jeweils kreative Beiträge leisteten und auch stets in der Bibliothek als besondere Mitarbeiter und DV- und PC-Experten beliebt waren. So kamen zuerst die Kollegen Evers und Elsner ins Haus, die mich von den umfangreichen und anspruchsvollen Aufgaben der Systemverwaltung so gut wie vollständig entlasteten, besonders was das Pica-System betraf. Das Betriebsklima war immer erfreulich und produktiv. Ausführlich erzählt ist die allegro-Entwicklung in der Brandes-Festschrift, die beteiligten Personen mit ihren Leistungen sind darin am Ende aufgelistet.
Das Ministerium erlaubte ferner der Büchereizentrale Lüneburg die Entwicklung und Verteilung einer Version für ÖBs. Diese wurde von Peter Hartwig erarbeitet, der vorher zusammen mit Dierk Höppner als Entwicklungs-Hilfskraft zur UB gekommen war. Unter bz-niedersachsen.de erfährt man mehr – die Version ist noch immer an vielen Bibliotheken im Einsatz.
Persönlich, das muss wohl zur Klärung gesagt werden, habe ich nie finanziell von meinem Produkt profitiert – einem Beamten ist so etwas nicht gestattet. Relativ geringe Einkünfte dürfte man erzielen, müsste sie aber deklarieren und versteuern und Überschüsse „abführen“. Wegen der damit einhergehenden Bürokratie war’s mir schlicht der Mühe nicht wert. Als Beamter im höheren Dienst, das ist zuzugeben, hat man ein auskömmliches Einkommen und später eine entsprechende Pension.
Ein allegro-Alleinstellungsmerkmal sowie ein Erfolg sehr besonderer Art: Von 1990 bis 2002 schrieb und versandte ich 60 Nummern des Newsletters „allegro news“ mit Berichten und Dokumentationen zu den jeweiligen Fortschritten und Neuerungen. Die News sind alle noch da: http://www.allegro-b.de/allegro-c/news/
50 Nummern hatten als Beigabe jeweils rechts oben ein kleines Gedicht. Das war, könnte man ruhig sagen, eine Marotte. Diese Gedichte erschienen dann 1999 alle zusammen in einem Bändchen mit dem Titel „allegro spiritoso“; auf dem Expertentreffen zur Version 25, 1999 („Die Silberne“) wurde dies als Beigabe den Teilnehmern ausgehändigt. Noch kurioser aber ist, dass diese Publikation aufgenommen wurde in „Deutsches Literatur-Lexikon : Das 20. Jahrhundert“, Bd.8, ISBN 9783908255086. Wie es da hinein kam ist unbekannt. Das Kurioseste daran: Die meisten Gedichte sind gar nicht auf deutsch, sondern englisch.
Beispiel (News 39, 1995):
Do problems ever go away
if only someone bothers?
They do,
it’s true,
but only to …
be replaced by others.
Eine detaillierte Chronik der allegro-Entwicklung ist hier: http://www.allegro-b.de/allegro-c/chronik/
Große Herausforderungen: Größer als diejenigen in der Bibliothek waren in den neunziger Jahren diverse Arbeitsgremien z.B. für die Pica-Planung und -Realisierung, Datenformate, Katalogregeln. Zu diesen Themen fand auch viel Diskussion statt in Mail-Foren, und da ging es schon mal richtig hitzig zu, international natürlich auf Englisch. Eins der anstrengendsten Themen war die Behandlung mehrbändiger Werke in den Katalogregeln und im Datenformat MARC. Ein ehrgeiziges Projekt mit dem Titel REUSE (Nachnutzung) sollte Vorschläge machen. Daran waren Elmar Mittler und Monika Münnich (Heidelberg) beteiligt. Ein Höhepunkt war ein Treffen bei OCLC und ein anderes bei der Library of Congress. Mein Vortrag dort ist noch vorhanden: http://allegro-b.de/allegro-c/formate/ru.htm
Unsere deutschen Vorstellungen mit verknüpften Datensätzen für ein Gesamtwerk und seine Bestandteile waren jedoch nicht international durchsetzbar. Mit RDA und MARC ist es aber im eigenen Umfeld machbar und wird praktiziert. Die Innovation RDA und das reformierte MARC kamen dann aber erst lange nach meiner Zeit.
An meinem letzten Arbeitstag, Dezember 2015, war Weihnachtsfeier. Ich brachte einen sehr großen Karton mit und sagte, darin sei die komplette IT-Ausstattung, die ich an meinem ersten Arbeitstag vor 40 Jahren in dem bis zuletzt bewohnten Büro vorgefunden hatte. Ich holte die Ausstattung dann hervor: ein altes Telefon mit Drehscheibe – sonst nichts, nur ein Taschenrechner noch – aber den hatte ich selber mitgebracht. (Gibt’s eigentlich noch Taschenrechner?)
Nach meiner Pensionierung Ende 2015 übernahm ich den Inhalt der alten Website „allegro-c.de“ auf einen eigenen Server „allegro-b.de“. Zuletzt erschien Version V43 – Ende offen.
Ich vergesse und verkenne nicht, dass ich den beiden Direktoren meiner Amtszeit, Josef Daum und Dietmar Brandes, das Vertrauen und die Freiheit verdanke, die nötig waren für die beschriebenen Entwicklungen, Unternehmungen, und die vielen Reisen. Dankbar bin ich auch dem Ministerium, das mir nie Steine in den Weg legte, und last not least den MitarbeiterInnen, die mit vielen eigenen Ideen, Kritik, Anregungen und Arbeiten wichtige Anteile hatten an den Initiativen und Erfolgen meiner nicht so ganz gewöhnlichen Laufbahn.
Was ich schon immer mal loswerden wollte? Dazu fällt mir leider gar nichts ein. Ich genoss viel Freiheit, und unerfreuliche Verhältnisse oder persönliche Zwistigkeiten, Anfeindungen und dergleichen waren wohl sowieso selten an der UB. Meine Arbeitsbedingungen waren durchweg gut, oder ich konnte problemlos mit weniger erfreulichen Dingen umgehen: improvisieren, ignorieren, Ruhe bewahren, Humor praktizieren, und aufkommenden Ärger gar nicht erst schlucken… oder einfach mal Änderungen herbeiführen.
Der ganzen Bibliothek, allen Mitarbeitenden weiterhin viel Erfolg und viel Spaß an der Arbeit, denn die ist und bleibt wichtig!
Zum Besichtigen: Flexibilität und Konfigurierbarkeit des allegro-Systems ermöglichen auch völlig bibliotheksfremde Anwendungen. Die wohl fremdeste ist eine Datenbank der polnischen Sprache: http://www.allegro-b.de/db/pol/start.htm
Ruhig mal reinschauen!
Es hat aber sogar eine mit chinesischer Schrift gegeben: Ein Sinologe in Oxford hat damit einen Katalog der alten chinesischen Bücher in der Bodleian Library erstellt, der dann in China gedruckt veröffentlicht wurde. Der Sinologe, David Helliwell, wurde ein Freund. Er brachte auch mit allegro eine hochinteressante Sondersammlung der Bodleiana ins Netz: Die John-Johnson Collection of Printed Ephemera: „One of the largest and most important collections of printed ephemera in the world“: https://www.bodleian.ox.ac.uk/collections-and-resources/special-collections/catalogues/johnson
Das ist ein allegro-Katalog mit dem Web-Interface „a35“ – wie bei der Polnisch-Datenbank.
Was sind „printed ephemera“? Alles Gedruckte außer Büchern, Zeitschriften und Zeitungen: z.B. Theaterzettel, Warenverpackungen, Werbung aller Art, Spielkarten, Gebrauchsanweisungen, Schutzumschläge, Bierdeckel, Lotteriezettel, Postkarten, Fahrscheine, Plakate u.v.m.